18.09.2019
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Fussgänger - eine aussterbende Gattung?

Wer kennt diese Situation nicht: Wir treten aus dem Hauseingang aufs Trottoir und werden fast überfahren – von einem Velo oder einem e-Trotti. Oder wir gehen bei Grün über einen Fussgängerstreifen, und werden von einem Velofahrer, der ebenfalls den Zebrastreifen benutzt, fast über den Haufen gefahren. Oder wir gehen gemütlich auf dem Trottoir, und entgegenkommende oder in die gleiche Richtung fahrende Velofahrer erschrecken uns oder kommen uns gefährlich nahe.

Wenn wir bei Grün über den Fussgängerstreifen gehen, müssen wir meist vor der rettenden anderen Seite innehalten – nicht etwa weil uns ein Autofahrer den Vortritt nicht gewährt, sondern weil ein Velokurier in halsbrecherischem Tempo seinen Vortritt erzwingt. Ganz gefährlich ist inzwischen die Querung von zwei Fahrbahnen auf dem Fussgängerstreifen.

Für Velofahrer wird viel gefordert und viel getan – zu Recht. Es gibt mehr und breitere Radstreifen und Velowege. Natürlich sind es noch nicht genügend, gibt es Lücken. Umdenken bei Politikern, Planung und bauliche Massnahmen brauchen leider Zeit. Als Folge fühlen sich sehr viele Velo- und e-Trottibenutzer berechtigt, alle Verkehrsregeln zu missachten. Dies geht vor allem zu Lasten der schwächsten Glieder in der Kette, nämlich der FussgängerInnen. Für die setzt sich nämlich keiner ein. Sie leben inzwischen gefährlich, wenn sie sich korrekt verhalten, sprich das Trottoir und den Fussgängerstreifen benutzen.

Sind wir FussgängerInnen machtlos? Bleibt uns nichts als Resignation? Oder können wir Hoffnung haben, dass das geltende Recht irgendwann zu unserem Schutz auch durchgesetzt wird? Es gibt nämlich durchaus genügend Gesetzesbestimmungen im Strassenverkehrsrecht, die Velos und e-Trottis das Fahren auf den Trottoirs untersagen. Es bräuchte bloss Kontrolle und Bussen. Dies scheint nötig zu sein, weil auf Fairness aller Verkehrsteilnehmer nicht gesetzt werden kann. Die VelofahrerInnen fordern oft lauthals und mit deutlichen Handzeichen (Stinkefinger) Rücksichtnahme durch die AutofahrerInnen. Selber aber verhalten sie sich häufig äusserst rücksichtlos und alles andere als fair allen anderen VerkehrsteilnehmerInnen gegenüber.

Wir wollen nicht resignieren. Wir wollen etwas geändert haben. Wir wollen uns auf dem Trottoir und auf dem Fussgängerstreifen wieder sicher fühlen. Auch weil es unser gutes Recht ist. Und immerhin ist zu Fuss gehen die ökologischste aller Fortbewegungsarten.